In unserem Interview hat Christiane von Dornröschen Karriereberatung erzählt, warum Bewerbungs- und Karrierecoaching so ein wichtiges Thema für Frauen und Mütter ist.
Hallo Christiane! Wann kam dir die Idee, eine eigene Firma zu gründen? Was war der Auslöser dafür?
Mitte August 2019 kam eine Mutter aus dem Kindergarten meines Sohnes auf mich zu und hat mich um Hilfe gebeten bei ihrer Bewerbung. Sie hat trotz vorheriger langjähriger Berufserfahrung in ihrem Bereich keinen – einen ihren Fähigkeiten entsprechenden – Job bekommen. Früher habe ich im Recruiting gearbeitet und gesehen, dass Mütter sich nicht auf richtige Stellen bewerben oder/und ihren Wert unterschätzen und dadurch keinen Zuschlag bekommen. Es lag in der Tat selten an den mangelnden Fähigkeiten, sondern an dem fehlenden Gefühl dafür, wo und wie man diese am besten einsetzt. Nach extensiver Recherche musste ich feststellen, dass es kein Angebot für die „Zielgruppe Mütter“ gibt, das sich der Profilschärfung und Positionierung widmet.
Welche Befürchtungen hattest du zu Beginn der Gründung? Wie beurteilst du diese aus heutiger Sicht? Was hast du dazu gelernt?
Ich hatte tatsächlich keine Zweifel und bin zuversichtlich an die Sache rangegangen. Schon im Voraus habe ich gesehen, wie notwendig unser Beratungs- und Coaching-Angebot für Frauen und Mütter ist. Ich habe also gewusst, was gebraucht wird und hatte daher auch eine gewisse Sicherheit. Aber was ich dazugelernt habe: Es ist wichtig bei sich selbst den Unterschied zwischen Intuition und Wunschdenken zu erkennen – und danach zu handeln.
Wie hast du dein Team zusammengestellt? Welche Empfehlungen kannst du für die Teamzusammenstellung geben?
Meine vorherige Berufserfahrung im Recruiting hat mir hierbei sehr geholfen, weil ich genau wusste, wonach ich schauen sollte. Es war erstmal wichtig mir selbst einzugestehen, wann welche Aufgaben zu delegieren sind. Angefangen habe ich damit, eine Assistenz einzustellen, für Termine, E-mails usw. Danach war Marketing das große nächste Thema, bei dem ich mir Expertise eingestellt habe. Mittlerweile sind wir fünf im Team und bald sogar schon sechs!
Ein Tipp für andere wäre definitiv: Nicht zu schnell wachsen und eine gewisse Zeit den „Schmerz etwas aushalten“. Damit meine ich, dass wenn das Arbeitspensum z.B. größer wird und man unter Zugzwang gerät, muss man vielleicht auch erstmal schauen, ob man das so bewältigt bekommt. Wenn Mitarbeitende eingestellt werden, hat man eine Verantwortung, sie auch bezahlen zu müssen. Wenn man da nicht sicher ist, ob man diese zusätzlichen Mittel aufbringen kann, sollte man vorsichtig sein.
Welche generellen Tipps könnest du anderen (potentiellen) Gründer*innen geben? Worauf sollten sie achten?
Man sollte immer mit Bedacht vorgehen und überlegen, wie lange man selbst ohne Gehalt auskommt. Meine Philosophie ist, dass der Chef als letztes Geld bekommt und als erstes die Mitarbeitenden bezahlen sollte. Im Großteil der Anfangszeit habe ich mir selbst kein Gehalt gezahlt. Das hat auch dem Team- und Gemeinschaftsgefühl gut getan.
Was war der größte Fehler oder die größte Fehleinschätzung, die du bei deiner Gründung gemacht hast? Was würdest du rückwirkend anders machen?
Aktuell hatte ich zum Glück noch keine Fehleinschätzung. Aber meine kleine Schwäche: unzureichendes Zeitmanagement, zu viel vornehmen, zu viel wollen.
Wie empfindest du die Gründungs-Community in der Region? Wo finden (potentielle) Gründer*innen am einfachsten Anschluss?
Ich habe leider keine Zeit in der Gründungs-Community verbracht, aber finde das sehr gut. Ich glaube der Austausch mit Gleichgesinnten kann einem ein gewisses Sicherheitsnetz geben, das vielleicht irgendwann mal nötig wird.
Was bedeutet dir Regionalität? Wieso hast du in der Region gegründet?
Mir ist Regionalität sehr wichtig. Ich wohne mittlerweile seit über 13 Jahren im Raum Esslingen und kann mir auch nicht vorstellen, von hier wegzuziehen. Auch für unsere Kund*innen ist die Möglichkeit, vor Ort reden zu können, wertvoll. Unsere Homebase ist hier und das bleibt auch so, egal welches zukünftige Wachstum wir noch haben werden.
Wie stellst du dir die nahe und ferne Zukunft für dein Unternehmen vor?
Ich hoffe, dass es weiter spannend bleibt. Mein Wunsch wäre, dass wir noch mehr Frauen und Müttern helfen können, ihren beruflichen Weg zu finden, ohne dass Privates in Mitleidenschaft gezogen wird.