Startup Interview: Raupe Immersatt

Raupe Immersatt ist ein Stuttgarter Start-up, das Foodsharing in das kommerzielle Setting eines Cafés integrieren will. Beim Prinzip Foodsharing werden übriggebliebene Lebensmittel von registrierten Unternehmen kostenlos für den Verzehr zur Verfügung gestellt. Startup Region Stuttgart war im Gespräch mit Maximilian Kraft, einem der Gründungsmitglieder von Raupe Immersatt, über Chancen, Herausforderungen und die Zukunft des gemeinnützigen Start-ups.

 

 

Das Team von Raupe Immersatt


Wie war die „Geburtsstunde eurer Idee“? Welche Umstände oder Ereignisse haben dorthin geführt?

Ursprünglich entstanden ist der Anstoß aus der Foodsharing-Community. In Stuttgart gibt es eine relativ große Gemeinschaft von Foodsharing-Nutzern, allerdings nur einen relativ kleinen, harten Kern der sich bei monatlichen Treffen austauscht. Ein Kiosk-Betreiber hatte damals die Idee, einen öffentlich zugänglichen Verteiler-Schrank in ein Kiosk zu integrieren. Daraufhin hat sich relativ schnell eine Interessengruppe von 6 Leuten gefunden, welche die Idee weiter vorantreiben wollten – also das Prinzip Foodsharing in einem normalen Gastronomiebetrieb, wie einem Café, anzuwenden.

 

Welche Herausforderung wollt ihr mit eurem Projekt angehen? Und für wen?

Wir wollen für einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln sensibilisieren. Lokal wollen wir erreichen, dass weniger Lebensmittel in der Tonne landen und darüber aufklären, wie man Abfälle vermeiden und Essen länger haltbar machen kann.

 

Was würdet ihr als euer Alleinstellungsmerkmal bezeichnen – was macht eure Idee einzigartig und neu?

Bisher gibt es noch keine Foodsharing-Cafés – wir wollen Lebensmittel aus Foodsharing-Fairtailern sowie regionale, biologische und fair gehandelte Getränke im kommerziellen Rahmen anbieten. Dabei gibt es keine festen Preise. Das Essen aus dem Foodsharing-Netzwerk wird kostenlos zur Verfügung gestellt, bei den Getränken steht es jedem frei einen Betrag dafür zu spenden. Wir wollen bewusst nicht wie ein „Tafelladen“ funktionieren, sondern auf freiwilliger Spendenbasis mit gemeinnützigem Charakter. Darüber hinaus haben wir einen klaren Bildungsauftrag und wollen Kochkurse und Themenvorträge anbieten.

 

Wie seid ihr bei der Entwicklung eurer Idee vorgegangen? Welche Erfolge gab es bisher?

Wir waren von Anfang an überzeugt von der Idee an sich und haben auch von der Foodsharing-Community das klare Feedback bekommen dass es einen Ort braucht, an dem sich die Gemeinschaft treffen kann und der über den harten Kern hinausgeht. Das war schon mal die Rückendeckung einer 1000 Leute starken Community, um einen Treffpunkt zu schaffen der nicht nur digital ist und mit dem man die breitere Öffentlichkeit erreichen kann. 2017 gab es einen Testtag im Kulturzentrum Merlin, für den wir nur schmal Werbung gemacht hatten, bei dem es aber trotzdem einen riesigen Andrang und viel positives Feedback gab. In der Aufbauphase wurden wir auch durch den Verein Social Entrepreneurship BW, im Wizemann Space und dem Social Impact Lab gefördert und konnten viel entscheidenden Input zu Themen wie Business Plan, Gründung und Crowdfunding sammeln. Knackpunkt ist aber nach wie vor die Suche nach dauerhaften Räumlichkeiten für unser Café.

 

Was sind eure Zukunftspläne? Wo seht ihr euer Projekt in 10 Jahren?

Unsere erste Priorität ist natürlich die Raumsuche. Gerne würden wir schon dieses Jahr im Sommer mit einem Café in Stuttgart aufmachen. Das langfristige Ziel ist, dass ein Bildungskollektiv entsteht. Wir wollen Methodenhefte erstellen, in der breiten Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam machen und ein größeres Bewusstsein für Lebensmittel schaffen. Es gab auch schon Anfragen von anderen Städten – daher glaube ich daran, dass sich das Konzept weitertragen und auch an andere Orte verbreiten kann.