Startup Region Stuttgart war im Gespräch mit Philipp Hoening, einem der Gründer von Smark, über Chancen, Herausforderungen und die Zukunft des Startups.
Wer seid ihr?
Das ändert sich immer wieder im Laufe der Zeit. Im Moment sind wir Smark, ein Tech Startup in Stuttgart das versucht den Online Lebensmittelhandel neu zu erfinden. Das Ganze auf Basis eines von uns entwickelten Getränkeautomaten, der nicht nur Getränke, sondern das Sortiment eines ganzen Supermarkts beinhalten kann. Wir sind testweise tatsächlich selbst auf den Lebensmittelmarkt gegangen mit zwei unserer Stationen und einem sehr regionalen Sortiment. Mittlerweile ist es aber auch so dass große deutsche aber auch ausländische Lebensmittelhändler sehr an unserem System interessiert sind und dass wir jetzt immer mehr dahin gehen, dass Lebensmittelhändler diese Automaten für uns aber unter ihrer Marke betreiben. Wir sind quasi die, die die Technik zur Verfügung stellen und der Supermarkt befüllt den Automaten.
Deshalb der Hinweis dass wir uns ständig verändern. Wir hatten bestimmt schon mal ein Interview in dem es darum ging wie es bei uns als Lebensmittelhändler weitergeht. Allerdings gab es bei uns letzten Sommer einen Umschwung. Wir haben einfach gemerkt, selbst Lebensmittelhändler zu sein ist sehr aufwendig. Weil wir auch mit unserer Technik noch nicht so weit waren, hatten wir einfach zu viele Baustellen auf denen wir gekämpft haben. Deshalb haben wir gesagt: Okay, wir konzentrieren und erstmal nur auf die Technologie und bieten Lebensmittelhändlern das System an. Wer weiß, ob es in Zukunft auch für uns nochmal in Richtung Lebensmittelhändler geht, das ist als Startup immer schwierig zu sagen.
Am Anfang habt ihr ja sehr auf nachhaltige und regionale Produkte gesetzt. Wie geht das weiter wenn ihr eure Anlagen nun an große Lebensmittelhändler verkauft?
Unsere Vision war immer sehr nachhaltig geprägt. Im Moment sind wir so sehr in der Entwicklung, dass das nicht das wichtigste Thema ist. Aber das Ziel ist es schon diesen Nachhaltigkeitsgedanken wieder aufzugreifen. Wir hoffen dass wenn wir diese Technologie auf dem Markt haben, die sonst noch niemand hat und diese sehr gut ankommt, dass wir dann tatsächlich sogar ein bisschen Macht ausüben können. Und sagen könnten vielleicht steuern wir auch ein bisschen den Abverkauf und die Auswahl der angebotenen Lebensmittel. Von innen heraus ticken wir schon sehr nachhaltig, unser Ziel ist es das wieder nach außen zu tragen und der Welt auch im nachhaltigen Sinne einen Mehrwert zu bieten.
Wie kamt ihr auf die Idee zu gründen?
Wir sind zwei Gründer, Max und ich und haben zusammen Maschinenbau in Karlsruhe am KIT studiert. Wir haben uns ziemlich viel mit Startups auseinandergesetzt und hatten die Idee schon während des Studiums aufgegriffen. Wir haben uns damals den Online Lebensmittelhandel angeschaut, waren unzufrieden damit was es gibt und haben gedacht das können wir besser. Das war 2014. Seitdem haben wir damit angefangen uns erst einmal mit der Greiftechnik für die Automaten zu beschäftigen. Herauszufinden wie man zuverlässig Lebensmittel greift ist gar nicht so einfach. Danach haben wir als Lebensmittelhändler unsere ersten Anlagen getestet.
Wer oder was hat euch bei dem Gründungsprozess geholfen?
Wenn es um Förderung geht hatten wir das Glück Stipendien zu bekommen. Beispielsweise das Exist Gründerstipendium oder das Junge Innovatoren Programm des Landes Baden-Württemberg. Das war für uns wirklich eine enorme Erleichterung.
Aufgrund dessen dass wir vom KIT kommen, haben wir uns dort ein wenig von dem CyberForum beraten lassen. Über Förderungen kamen wir immer wieder in Kontakt mit der bwcon und haben da auch an einem ziemlich coolen Projekt teilgenommen, KATANA. Das war für uns eine geniale Förderung, denn bei diesem Wettbewerb kamen wir ziemlich weit. Bwcon unterstützt uns bis heute, zum Beispiel bei dem Thema Finanzierung.
Ansonsten hat man natürlich auch immer viel Unterstützung aus der Umgebung.
Wie empfindest du die Stuttgarter Gründer-Community? Wo finden (potentielle) Gründer einfachsten Anschluss?
In Stuttgart sind wir auf vielen Veranstaltungen. Wahrscheinlich weniger Veranstaltungen wie das andere Startups machen. Manchmal machen wir da natürlich so ein bisschen unser Ding, aber wir sind dann schon bei einem Gründergrillen oder ähnlichem da. Wir sind auf jeden Fall vernetzt. Wir haben ein kleines Netzwerk an befreundeten Startups mit denen wir uns immer intensiv austauschen und von denen man auch immer wieder eine Hilfestellung bekommt oder denen man Hilfestellung gibt.
Man sollte sich natürlich auch auf sein Produkt konzentrieren und da viel Energie reinstecken. Allerdings hilft ein Netzwerk zu haben enorm, weil man gerade als Gründer der sowas noch nie gemacht hat, viele Sachen falsch machen würde. Je mehr man sich darüber austauscht, desto mehr Fehler kann man umgehen. Deshalb würde ich auch im Nachhinein sagen, dass wir uns viel mehr vernetzen hätten müssen.
Was war der größte Fehler den ihr bei eurer Gründung gemacht habt? Was würdet ihr rückwirkend anders machen?
Wir dachten am Anfang wir können alles selber. Das kann man tendenziell auch, dauert aber länger. Wenn wir die Uhr zurückstellen könnten, hätten wir vieles anders gemacht und hätten damit sicherlich ein Jahr eingespart. Aber auch das gehört irgendwie dazu. Man muss ja auch ein paar Fehler machen um zu lernen. Im Nachhinein hätten wir uns wahrscheinlich mehr vernetzt, hätten viel mehr outgesourced und hätten uns auf einen kleineren Teil unseres Konzepts konzentriert. Denn am Anfang wollten wir das große Ganze machen, aber das ist eben nicht so leicht.
Wie habt ihr euer Team zusammengestellt?
Auch in dem Bereich haben wir anfangs wahrscheinlich viele Fehler gemacht. Am Anfang haben wir aufgrund unseres geringen Budgets viel auf Praktikant*innen gesetzt. Wir wussten natürlich nicht, nach welchen Kriterien wir diese aussuchen sollten und haben wahrscheinlich nicht immer die richtige Wahl getroffen. Es waren immer sehr nette Leute, aber es hat eben nicht gepasst. Mittlerweile achten wir sehr darauf möglichst erfahrene Leute zu bekommen. In manchen Bereichen braucht man einfach die Erfahrung, die man sich nicht so schnell aneignen kann. Es gibt aber auch andere Bereiche wie die IT, in denen man auch jemand unerfahrenes einstellen kann, der sehr aufnahmefähig ist.
Uns ist aktuell wichtig, dass die Person sympathisch ist und ins Team passt, dass ein bisschen Know-how da ist und dass wir Leute haben, die uns voranbringen. Mit Leuten die nur eine gute Atmosphäre schaffen, kommt man leider auch nicht vorwärts.
Was sind eure Zukunftspläne?
Den Blick in die Zukunft haben wir natürlich. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass es dann doch immer ganz anders wird. Unser Traum wäre schon, dass wir irgendwann auch wieder als Händler, als Lebensmittelplattform auftreten können. In naher Zukunft versuchen wir unsere Anlagen so weit zu bekommen dass jeder Lebensmittelhändler sie nutzen kann. Wir möchten Fuß im Markt fassen und unsere ersten Anlagen installieren. Wir sehen ein riesen Potenzial in unserer Technik, nicht nur auf nationaler sondern auch auf internationaler Ebene.
Zur Website von Smark geht es hier.