Viele Arbeitsschritte, hohes Risiko – das muss effizienter und einfacher gehen!
In vielen langwierigen Arbeitsschritten züchtete der Biotechnologe Valentin Kramer in seinem Studium Zellkulturen – von kleinen Gefäßen in größere, so lange bis das jeweils nötige Volumen erreicht war. Diese manuellen Seed Train-Prozesse sind nicht nur arbeitsintensiv, sondern bergen auch eine hohe Gefahr der Kontaminierung.
Das muss effizienter und einfacher gehen, dachte sich der Student. Stand der Technik bei Bioreaktoren sind derzeit Single Use-Produkte, also einzelne Gefäße aus unterschiedlichen Materialien, die nach Gebrauch entsorgt werden, oder Edelstahl und Glas Bioreaktoren, welche aufwändig gereinigt werden müssen. Beides ist weder umweltbewusst, noch effizient. Drei bis acht Gefäße braucht man, bis die Zellkultur ein Volumen von etwa 20 Liter erreicht. Nach einiger Recherche des Studenten stand fest: Es gab noch keine angemessene Lösung für dieses Problem. Ein Gefäß, das sich ausdehnen und an das benötigte Volumen für die Zellkultur anpassen lässt, sollte die Lösung sein: Ein Single Use-Bioreaktor mit extrem ausdehnbarer Reaktorwand. Als Material schienen Polyisopren und Polyurethan in Frage zu kommen – beides Materialien, aus welchen Kondome hergestellt werden. Ein Kondom muss auf 20 Liter ausgedehnt werden können, ohne zu platzen, und das Material ist auch behördlich für medizinische Zwecke zugelassen. Somit schien es für einen ausdehnbaren, aufblasbaren Bioreaktor ideal zu sein.
In seiner Freizeit begann Kramer erste Versuche, aus herkömmlichen Kondomen ausdehnbare Bioreaktoren herzustellen. Er fand heraus, wie es sich sterilisieren lässt und entwickelte einen Verschluss für die Öffnung des Kondoms, an welchen einfach Schläuche und Vorratsflaschen angeschlossen werden können. Von einer Firma, die Fräßteile herstellt, ließ er sich den Teflon-Verschluss für seinen AUCTEQ Bioreaktor maßschneidern und meldete ein deutsches Patent für seine simple, kostengünstige aber sehr effiziente Erfindung an.
Vom Studenten zum Produzenten
Im Rahmen seiner Masterarbeit entwickelt Kramer das Produkt zur Zeit weiter, um unter anderem die perfekte Form und gut funktionierende Anschlüsse zu finden. Einen funktionsfähigen Prototyp gibt es nun, dessen Produktionskosten weit günstiger sind, als alle bisherigen Lösungen für Seed Train-Prozesse. Inzwischen hat das Gründungsvorhaben Mitstreiter gefunden. Von Professorin Arregui der Hochschule Mannheim als Mentorin und Professor Wiedemann als Betreuer der Masterarbeit unterstützt, arbeiten mit Valentin Kramer jetzt ein weiterer Biotechnologe und ein Maschinenbauer daran, AUCTEQ Biosystems marktfähig zu machen und in die Produktion gehen zu können. Und potentielle Kunden gibt es schon. Ein großer Biotech-Konzern und ein kleineres Start-up sind vom AUCTEQ Bioreaktor überzeugt und würden den jungen Gründern eine große Stückzahl abnehmen, sobald es in die Produktion geht.
Für die Zukunft lässt sich das Gründungsteam alles offen: Partnerschaften mit Unternehmen, die Expertise in Bereichen Produktion, Entwicklung, Zertifizierung, Zulassung und Validierung von Bioreaktoren haben, sind ebenso gerne gesehen wie Investoren, die in das Produkt investieren möchten.