Benjamin und Haykal sind die Gründer von MAGNIFICUM. Sie haben uns im Gespräch erzählt, wie das Startup durch die Pandemie die Idee von Live Escape Rooms zunächst verwerfen musste und so die Idee von multimedialen Brettspielen geboren wurde. MAGNIFICUM möchte den Spieler*innen immersive und spannende Erlebnisse verschaffen. Das Geheimrezept: ein hochmotiviertes und breit aufgestelltes Team.
Benjamin und Haykal, könnt ihr in einem Satz beschreiben, was MAGNIFICUM macht?
Die Magnificum GmbH ist ein in Stuttgart ansässiger Anbieter von Ermittlerspielen und Real Life Adventures. MAGNIFICUM-Ermittlerspiele sind realitätsnahe, multimediale Krimispiele für zuhause.
Das hört sich sehr spannend an – aber was genau ist denn ein Ermittlerspiel?
MAGNIFICUM-Ermittlerspiele sind als multimediale Brettspiele ideal für zuhause. Als Ermittler*innen werden die Spieler*innen beauftragt, einen realitätsnahen Kriminalfall zu lösen. Dafür erhalten sie eine Fall-Akte mit Dokumenten, Fotos und weiteren Beweismitteln (zum Beispiel Aufnahmen von Überwachungskameras), ergänzt um Hörspielelemente, digitale Datenbanken und Filmsequenzen. Die Spieler*innen sortieren und analysieren Indizien, überprüfen Alibis, decken Ermittlungsfehler auf, durchleuchten Verdächtige und rekonstruieren deren Tatmotive. Dabei sorgt das gemeinsame Ermitteln dafür, dass die Spieler*innen den Alltag für ein paar Stunden vergessen können.
Wann kam euch die Idee, eine eigene Firma zu gründen? Was war der Auslöser?
Wir sind fasziniert von Geschichten jeder Art und sind große Fans alter Krimi-Klassiker in Literatur, Hörspiel und Film. Dabei wurde uns früh klar, dass wir Spielabenteuer nicht nur passiv konsumieren, sondern selber konstruieren wollen.
Ursprünglich wollten wir uns mit Live Escape Rooms selbstständig machen. Die ersten Kulissen hatten wir bereits in der eigenen Werkstatt mit viel Liebe zum Detail gebaut. Doch als klar wurde, dass auf den ersten noch weitere Corona-Lockdowns folgen würden, mussten wir unsere Pläne ändern. So entstand die Idee, Krimi-Abenteuer als multimediale Brettspiele für zuhause zu kreieren. Mit Erfolg: heute haben wir bereits mehrere Fälle der Ermittlerspiel-Reihe „Verbrechen in geschlossener Gesellschaft“ auf den Markt gebracht. Man kann sagen, wir machen hier wirklich unsere Leidenschaft zum Beruf.
Nun gibt es ja bereits einige Hersteller am Markt, die ebenfalls multimediale Brettspiele anbieten. Was ist bei MAGNIFICUM denn anders? Wie unterscheidet ihr euch?
Wir sind nicht nur die Firmengründer von MAGNIFICUM, sondern vor allem Freunde mit riesiger Begeisterung für Spiele und kreatives Schaffen. Wir möchten unseren Gedanken und Geschichten Platz geben und diese mit anderen teilen.
Außerdem werden wir unseren Ansprüchen an hochwertiges Material und an Nachhaltigkeit immer treu bleiben: Alle unsere Printmaterialien werden mit viel Liebe zum Detail grafisch hergestellt, auf hochwertigen Papieren in Deutschland gedruckt und in unserer eigenen Werkstatt im Raum Stuttgart verpackt. Im Sinne der Nachhaltigkeit versuchen wir bei unseren Spielen Plastikbestandteile zu vermeiden und arbeiten kontinuierlich an innovativen Lösungen, um komplett auf Plastik verzichten zu können.
Du hast gerade gesagt, ihr seid Freunde. Wie habt ihr euch als Team zusammengefunden? Habt ihr im Laufe der Zeit schon weitere Kolleg*innen eingestellt?
Nach Mitarbeiter*innen suchen mussten wir bisher tatsächlich noch nicht. Das Team hat sich dynamisch und nahezu von alleine erweitert. Langjährige Freunde und Bekannte haben unter anderem ihren alten Job aufgegeben und arbeiten seither mit Freude für MAGNIFICUM. Mittlerweile haben wir eine ausgezeichnete und eingespielte Truppe in den Bereichen Spielentwicklung, Grafik, Produktion, Marketing und Vertrieb. Interessierte potentielle Mitarbeiter*innen mit Leidenschaft für Krimispiele dürfen uns gerne jederzeit initiativ kontaktieren. Damit haben wir schon sehr gute Erfahrungen gemacht.
Hinter jedem unserer Ermittlerspiele steckt eine ganze Riege an talentierten Mitwirkenden. Für die Darsteller*innen in den Videosequenzen und die Synchronsprecher*innen in den Audiosequenzen schöpfen wir aus unserem gut vernetzen Umfeld. Wir sind in der glücklichen Situation, in unserem Netzwerk und Freundeskreis viele Menschen zu haben, die professionell im medialen und künstlerischen Umfeld arbeiten und uns gerne unterstützen. Auch für kreative Laien aus dem Freundeskreis oder schlummernde Talente aus der Familie gibt es Raum. Grundsätzlich arbeiten wir mit den Menschen zusammen, die uns faszinieren und unsere Vision von immersiven Erfahrungsräumen teilen.
Dadurch entstehen viele Synergieeffekte und so haben wir in „Das Bankett Teil 2 – Der Fluch des Diamanten von Ramanpur“ zum Beispiel eine fantastische Kooperation mit aufstrebenden Künstler*innen, deren Gemälde die Spieler*innen in den Spielmaterialien und online bewundern können. Für die Gemäldegalerie im Spiel wollten wir eben keine fiktiven Bilder aus dem Internet, sondern lieber realen Künstler*innen eine Plattform bieten.
Wahrscheinlich lief nicht immer alles reibungslos. Die Pandemie hat euch ja beispielsweise Steine in den Weg gelegt. Hattet ihr weitere Befürchtungen? Haben sich diese bewahrheitet?
Wir waren von Beginn an davon überzeugt, dass wir herausragende Krimispiele herstellen können, die sich von anderen auf dem Markt deutlich abheben. Unsere größte Befürchtung war, dass es für die Spiele keine langfristige Nachfrage gibt, die über die Lockdown-Phase hinausgeht. Nach mittlerweile 1,5 erfolgreichen Jahren haben wir gelernt, dass es einen wachsenden Markt für unser Spiel-Genre gibt. Wir erhalten sehr gute Rezensionen sowohl von Krimispiel-Experten als auch von Ermittler-Neulingen. Unser erster Fall „Die Firmenfeier – Das letzte Fest des Oliver Borgmann“ wurde sogar von der „Aktion hoher Spielwert“ ausgezeichnet.
Natürlich ist die Konkurrenz auf dem Spielemarkt groß, doch wir stellen fest, dass wir mit unserer Qualität überzeugen können. Die größte Herausforderung ist sicherlich der Vertrieb unserer Ermittlerspiele. Hier haben wir gelernt, dass wir verstärkt auf Vertriebswege außerhalb der großen populären Onlineplattformen setzen müssen. Darum sind wir mit unseren Ermittlerspielen nun auch im stationären Einzelhandel und auf Spielemessen präsent. Darüber hinaus haben wir unser Team in den Bereichen Vertrieb und Marketing verstärkt. Tolle Produkte allein reichen eben nicht, man muss sie auch bekannt machen und unters Volk bringen.
Sind euch auch Fehler passiert? Auch wenn man rückblickend aus diesen natürlich lernt…
Die größte Fehleinschätzung war sicherlich, dass wir alles alleine stemmen könnten. Spätestens mit der Veröffentlichung unseres zweiten Ermittlerspiels konnten wir der Menge an Bestellungen nicht mehr alleine Herr werden und haben unsere ersten Mitarbeiter*innen eingestellt. Rückwirkend betrachtet würden wir viel früher damit beginnen, uns breiter als Team aufzustellen.
Welche Anlaufstellen für Gründungsinteressierte könnt ihr empfehlen? Welche Events sollten (potentielle) Gründer*innen auf keinen Fall verpassen?
Als Anlaufstellen für Gründungsinteressierte und wichtige Events empfehlen wir auf jeden Fall die jährlichen Messen – sowohl Verbrauchermessen als auch Fachmessen, die es mittlerweile für jede Branche gibt. Hier haben Gründer*innen die einmalige Chance, sowohl ihre (potentiellen und bereits bestehenden) Kunden, als auch ihre Mitbewerber*innen und Unternehmen aus benachbarten Branchen zu treffen. Neben der Präsentation des eigenen Unternehmens gibt es auf Messen einen Überblick über die gesamte Branche, einen Blick zur Konkurrenz, direktes Feedback von den Kund*innen, Inspiration, Austausch mit Kolleg*innen und es werden wertvolle neue Kontakte geknüpft. Für uns lohnen sich die Messen auch finanziell: besonders auf den Verbrauchermessen im Herbst sind die Verkaufszahlen sehr gut. Unsere erste Messe war die Stuttgarter Herbstmesse 2021, die für uns zum durchschlagenden Erfolg wurde und dazu führte, dass wir mittlerweile auf Spielemessen in ganz Deutschland, von Berlin über Dortmund bis Essen, mit MAGNIFICUM präsent sind.
Wie stellt ihr euch die Zukunft für MAGNIFICUM vor?
In naher Zukunft wollen wir pro Jahr zwei bis drei Ermittlerspiele aus unserer Reihe „Verbrechen in geschlossener Gesellschaft“ erfolgreich auf den Markt bringen und die Marke MAGNIFICUM als Garant für höchste Qualität und außergewöhnlichen Spielspaß weiter etablieren.
In etwas fernerer Zukunft wollen wir neben unseren Ermittlerspielen für Zuhause auch Live Escape Rooms als immersive Abenteuer mit allen Sinnen anbieten. Die Spielkonzepte und Geschichten haben wir bereits und die ersten Kulissen sind schon gebaut. Sobald sich ein baulich passendes Objekt dafür findet, gehen wir mit unseren Live Escape Rooms das nächste große Projekt von MAGNIFICUM an.