Jörg Ulmer von Midiaid hat uns erzählt, wie er mit Midiaid den Hebammenmangel
bekämpfen will und welche persönlichen Beweggründe dazu geführt haben. Midiaid ist eine digitale Hebammensuche, die den Kontakt zwischen Hebammen und (werdenden) Eltern erleichtert.
Beschreibe Midiaid doch mal in einem Satz.
Die Midiaid Plattform ist eine digitale Hebammensuche und vereinfacht den Kontakt zwischen Familien und Hebammen.
Wann kam die Idee für die Gründung?
Meine Frau ist Hebamme und somit erfahre ich tagtäglich, was der allgemein bekannte Hebammenmangel in Deutschland mit den jungen Familien und Hebammen macht. Meine Frau wird zigmal am Tag mit Anfragen von werdenden Mamas „bombardiert“, welche Sie aber aufgrund ihrer Kapazitätsgrenzen größtenteils ablehnen muss. Schwangere Frauen telefonieren Listen ab und müssen vor allem in Großstädten bis zu 80 Anrufe tätigen, um endlich eine Hebamme für die Wochenbettbetreuung zu finden. Das ist sowohl für die Hebammen, als auch für die Mamas sehr mühsam und stressig. Als Software Ingenieur konnte ich mir das nicht länger ankucken und dachte mir, dass man dieses Problem auch intelligenter und zeitgemäßer lösen kann. Nach einem jobbedingten längeren Auslandsaufenthalt in Kanada war dann die Zeit gekommen und ich gründete im Frühling 2019 zusammen mit meinem Co-Founder Ivan Senic die Midiaid Plattform.
Wie funktioniert die Hebammensuche bei Midiaid? Was ist der Vorteil für die Hebammen?
Wir bieten eine Online-Hebammensuche, welche die Kapazitäten und das Einzugsgebiet der Hebamme berücksichtigt. Hebammen haben durch die mobile Smartphone App die Möglichkeiten ihre Kapazitäten, ihr Einzugsgebiet anzugeben. Darüber hinaus können sie mit der App auch ihre Anfragen und Buchungen verwalten. Die werdenden Eltern greifen auf die Midiaid Hebammensuche über eine Web-App auf midiaid.de zu. Außerdem gibt es bei uns eine digitale Warteliste für Frauen, welche noch keine Hebamme gefunden haben. Hebammen können auf diese Liste wiederum in der Midiaid App zugreifen und spontan Familien in ihrer Nähe finden, falls sie noch Kapazitäten haben und Lücken in ihrem Terminkalender füllen möchten.
Welche Befürchtungen hattet ihr zu Beginn der Gründung? Wie beurteilt ihr diese aus heutiger Sicht? Was habt ihr dazugelernt?
Unsere größte Herausforderung und Sorge war von Anfang an, die Hebammen zu erreichen und deutschlandweit so viele Hebammen wie möglich von unserer Plattform und App zu überzeugen. Midiaid ist als „Online-Marktplatz“ auf der Supply-Seite ja durch den Hebammenmangel begrenzt. Aus heutiger Sicht war diese Sorge zwar durchaus berechtigt. Jedoch haben wir gelernt, dass sich die benutzerfreundliche, zuverlässige und schicke App bei den Hebammen über Mund zu Mund Propaganda fast von selbst verbreitet. Zudem bekommen wir von den Hebammen sehr nützliches Feedback, was bei der Weiterentwicklung der App goldwert ist.
Was war der größte Fehler bei der Gründung? Würdet ihr etwas anders machen?
Da mein Mitgründer und ich als Software Entwickler von der technischen Seite her kommen, war für uns das Thema Marketing und Traktion Neuland. Uns war von Anfang an klar, dass ein Großteil des Projektaufwands hierfür draufgeht. Wir haben das Thema aber trotzdem unterschätzt und uns immer wieder auf der technischen Seite in der Produktentwicklung „versteckt“. Herausgekommen war ein perfektes Stück Software, was aber dann auch vermarktet werden musste. Fürs Marketing haben wir im letzten Jahr trotz Corona viel Zeit investiert, einiges dazugelernt und viele motivierende Erfolge gefeiert.
Wie finanzieren ihr euch? Habt ihr externe Investoren an Bord?
Wir finanzieren uns über ein Freemium Modell auf Seite der Mamas. Die Frauen bekommen mit einem Premium Account ein paar zusätzliche Funktionen um deren Hebammensuche noch weiter zu vereinfachen, beispielsweise zeitlich unbegrenzte Wartelisteneinträge, unbegrenzte Anfragen, Premium Fragen und Support von Hebammen, etc. Für Hebammen ist unsere App komplett kostenlos. Wir sind zur Zeit im Bootstrap Modus und haben noch kein Fremdkaptial an Bord. Unsere weiteren Pläne lassen sich jedoch ohne Fremdkaptial nicht realisieren.
Welche Pläne sind das?
Wir möchten beim Ausbau unserer Plattform weiter Gas geben und haben hierfür mehrere Ideen:
Zum Beispiel die Verwaltung von Kursen, Einbindung von Hebammenpraxen etc. Hierfür brauchen wir aber auf jeden Fall Verstärkung von Investoren und Mitarbeitern. Bei Interesse also gerne bei uns melden!
Wie empfindest du die Stuttgarter Gründer-Community? Könnt ihr anderen Gründer*innen Tipps geben?
Stuttgart ist historisch bedingt natürlich sehr von technischen B2B Startups geprägt, welche oft einen engen Bezug zu den großen Konzernen haben. Da ist es für B2C Startups wie Midiaid eher schwierig rauszustechen und bei Investoren aufzufallen. Das Startup Ökosystem in Stuttgart kann man natürlich nicht mit Berlin vergleichen, aber ich denke, dass sich vor allem in den letzten Jahren einiges getan hat – zum Beispiel gibt es mit Pioniergeist und dem dazugehörigen Office-Hub Steyg einen hervorragenden Startup Accelerator. Das Startup BW Pre-Seed Programm vom Land Baden-Württemberg finde ich auch eine klasse Sache, da sich Gründer hier sowohl für eine erste Seed Finanzierung als auch für die nötigen Kontakte und ein Mentoring vorstellen können. Und natürlich ist ein Community Format wie www.startup-region-stuttgart.de eine tolle Plattform, um die verschiedenen Startups der Region zu beleuchten und etwas bekannter zu machen. Ich danke Ihnen fürs Interview!
Danke ebenfalls – für das nette Gespräch und einen Einblick darin, wie sich für Probleme smarte Lösungen finden lassen!
Wer auf Hebammensuche ist, oder bei Midiaid als Mitarbeiter oder Investor einsteigen möchte kann jetzt hier entlang und sich noch weiter informieren.