Startup Porträt: Nerian Vision

Von der Promotion zum Businessplan. Denise Müller von Nerian Vision hat mit uns darüber gesprochen, wie eine Idee von Dr. Konstantin Schauwecker zum Produkt wurde und wie diese heute industriellen Anwendungen zu Sehkraft verhilft. Die Sensorsysteme von Nerian Vision basieren auf dem Prinzip der Stereovision, was bisher ungeahnte Möglichkeiten für industrielle Anwendungen birgt.

Kannst du in einem Satz beschreiben, was Nerian Vision macht?

Nerian Vision ist ein junges Unternehmen „made im Ländle“, das sich auf die industrielle 3D-Bildverarbeitung für Echtzeitanwendungen spezialisiert hat. Darunter fallen beispielsweise Anwendungsfälle wie autonome Fahrzeuge, Logistik und Automatisierungstechnik oder Agrarrobotik. Das Ganze basiert auf dem Prinzip der Stereovision – vergleichbar mit der menschlichen Tiefenwahrnehmung.

Wir sind fest davon überzeugt, dass passive Stereovision in industriellen Anwendungen weiter wachsen wird. Wir möchten, dass Stereovision mit unseren Sensorsystemen alltagstauglich und in nahezu jeder Applikation, die schnelle und robuste 3D-Messungen erfordert, nutzbar wird!

Wie kam es zu der Idee, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Der Impuls zur Gründung des eigenen Unternehmens kam durch die Promotion unseres Geschäftsführers Dr. Konstantin Schauwecker. Begeistert von Technologie, Robotik und maschinellem Sehen, beschäftigte er sich während seiner Doktorarbeit mit den Möglichkeiten von autonom fliegenden Quadrocoptern. Unsere heutigen Produkte, die 3D-Stereovisionkameras, wären damals genau die Sensorlösung gewesen, die sich Herr Schauwecker für seine Quadrocopter gewünscht hätte.

Überzeugt von dem Marktpotential seiner Idee wählte er den Zeitpunkt der Gründung getreu dem Motto „jetzt oder nie“ im Anschluss an seine Promotion. 2015 wurde die Firma vorerst als Einzelunternehmen gegründet und 2018 in eine GmbH umfirmiert.

Was macht euer Produkt so besonders?

Die Anpassung an Kundenwünsche ist Teil unserer Nerian Philosophie. Damit unsere Systeme zu allen Anforderungen passen, bieten wir eine breite Auswahl von Bildsensoren, Objektiven und dem Basisabstand zwischen den Kameras an. Diese Flexibilität ermöglicht die Anpassung an fast jede Anwendung mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis. Damit liefern wir Sehkraft für jede Anwendung.

Welche Befürchtungen gab es zu Beginn der Gründung? Wie beurteilt ihr diese aus heutiger Sicht?

Wie bei wohl den meisten Gründungen waren Sorgen einerseits finanzieller Natur, dicht gefolgt von all der unbekannten Bürokratie und den ungeahnten Herausforderungen auf dem Weg. Außerdem ging es darum, einen Markt zu bearbeiten, der erst durch Herr Schauweckers Promotion entdeckt wurde. Wir mussten eine Nachfrage erzeugen und das natürlich ohne, dass wir tatsächlich einen Kundenstamm hatten.

Zeitgleich waren wir mit der weiteren Entwicklung des Produkts beschäftigt. Das waren sowohl betriebswirtschaftliche, als auch technische Herausforderungen. Eine Gründung verlangt einem tatsächlich sehr viel Disziplin ab, da man sich auch mit Themenbereichen auseinandersetzen muss, die einem weniger Spaß machen oder mit denen man bisher nichts zu tun hatte.

Welche Anlaufstellen oder Tipps könnt ihr anderen Startups empfehlen?

Zum Glück gab es auch zu unserer Gründung viele Anlaufstellen, bei der wir sowohl finanzielle Unterstützung, als auch Hilfe in anderen Belangen bekamen. Bei der Vielzahl von Startup-Programmen findet jedes Team eines, das zu seiner Gründung passt und maßgeschneiderte Unterstützung bietet. Es ist schön, dass die Fördermöglichkeiten für Neugründungen immer weiter ausgebaut werden.

Aus heutiger Sicht sagen wir, dass es sich fachlich und menschlich lohnt den Schritt zur Firmengründung zu wagen und die bereitgestellten Gründungshilfen auch in Anspruch zu nehmen. Jedoch sollte man sich im Klaren darüber sein, dass es im Gründeralltag immer Herausforderungen zu meistern geben wird. Das gehört dazu und zeichnet letztendlich das eigene Unternehmen sowie die Firmenkultur aus.

Arbeitet ihr mit Investoren zusammen, oder seid ihr auf der Suche nach welchen?

Grundsätzlich sind wir beim Wachstum von Nerian Vision darum bemüht aus eigener Kraft zu wachsen – obwohl das wohl der schwierigere Weg ist. Aus eigener Kraft wachsen heißt, dass wir bei der Arbeit mit externen Investoren nicht nach Risikokapitalgebern im Sinne des Silicon Valley suchen. Vielmehr möchten wir geeignete Partner finden, die auch nach langfristiger Wertschöpfung und Optimierung streben – und eben nicht nur nach dem schnellen Geld. In der Vergangenheit sind daraus gemeinsame Entwicklungsprojekte entstanden, von denen jede Partei technologisch profitieren konnte.

Derzeit befinden wir uns auf dem Sprung zwischen Startup und etablierterem KMU. Daher ist aktuell ein guter Zeitpunkt, an dem wir auf der Suche nach weiteren Partnerschaften und Investoren sind. Denn diese Unternehmensphase ist unserer Meinung nach noch dürftig mit Fördermöglichkeiten abgedeckt.

Wie stellt ihr euch die Zukunft von Nerian Vision vor?

Wir möchten in den nächsten Jahren unser kontinuierliches Wachstum weiter fortsetzen. Beispielsweise, in dem wir unseren Umsatz weiter ankurbeln, Mitarbeiter einstellen und unsere Technologie fortlaufend verbessern, diversifizieren und vergünstigen. Langfristig möchten wir es schaffen uns als „Der“ 3D-Sensorhersteller für Robotik- und Machinevisionapplikationen zu etablieren.

Hier seht ihr das SceneScan 3D-Sensorsystem von Nerian Vision im Einsatz:

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Bilder: marca gráfica