Die Region Stuttgart ist für Gründer deutlich attraktiver als gemeinhin angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter bundesweit 450 jungen Unternehmen, darunter 50 aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Demnach erhielt jedes dritte befragte Stuttgarter Startup im Zuge seiner Gründung öffentliche Fördermittel – im bundesweiten Durchschnitt war es nur jedes Vierte. Zudem haben sich mit 82 Prozent (bundesweit: 61 Prozent) überdurchschnittlich viele Stuttgarter Jungunternehmen über ein Bankdarlehen finanziert, 24 Prozent (bundesweit: 16 Prozent) sogar ausschließlich. Das überdurchschnittliche Engagement der Banken hält Dr. Hartwig Welbers, Leiter des PwC-Standortes in Stuttgart, für ein gutes Zeichen: „Gerade junge Unternehmen werden von Kreditinstituten intensiv durchleuchtet. Wenn vier von fünf Start-ups ein Darlehen erhalten, zeigt das: Die meisten Stuttgarter Gründer verfolgen keine luftigen Ideen, sondern präsentieren handfeste Businesspläne.“
Gute Voraussetzungen schwierige Mitarbeitersuche
Folgerichtig zeigt sich die Stuttgarter Gründerszene in der PwC-Umfrage ausgesprochen selbstbewusst. So beurteilen 94 Prozent das lokale StartupÖkosystem als gut bis sehr gut – bundesweit sehen durchschnittlich nur 86 Prozent der Gründer ihren Standort so positiv. Zwei Drittel der Stuttgarter Startups rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatzplus, 70 Prozent wollen ihre Belegschaft ausbauen. Bemerkenswerte 84 Prozent der Stuttgarter Gründer glauben zudem, dass ihre Stadt als Start-up-Hub in den kommenden Jahren an Relevanz gewinnen wird. Im Rest der Republik sieht man das etwas anders: Bundesweit hält nur jeder zweite deutsche Jungunternehmer die Schwaben-Metropole für einen aufstrebenden Startup-Standort. „Eine vielfältige Hochschullandschaft, gewachsene Wirtschaftsstrukturen und weltweit erfolgreiche Unternehmen: Stuttgart und Umgebung haben für Start-ups extrem viel zu bieten“, meint PwC-Experte Welbers. „Gerade mit Blick auf den Kampf um die besten, kreativsten Köpfe ist es wichtig, dass das auch in anderen Regionen so wahrgenommen wird. Tatsächlich bezeichnen 72 Prozent der Stuttgarter Startups die Suche nach geeigneten Mitarbeitern aktuell als schwierig bis sehr schwierig. Damit liegt die Region über dem Bundesdurchschnitt von 68 Prozent.
Verschenktes Potenzial: Kooperationen noch ausbaufähig
Unterm Strich beurteilen Stuttgarts Gründer die harten Standortfaktoren in ihrer Stadt durchweg besser als die weichen. So loben beispielsweise 46 Prozent die digitale Infrastruktur, aber nur 24 Prozent die allgemeine Gründerkultur. Und nur 16 Prozent finden, dass es genügend Startup-Wettbewerbe und ähnliche Initiativen gibt. Auch an Bündnissen mit anderen Unternehmen oder sonstigen Institutionen mangelt es. So haben 38 Prozent der Stuttgarter Startups derzeit keinen einzigen Kooperationspartner, weder unter etablierten Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen noch in der Startup-Szene selbst. Zum Vergleich: Bundesweit liegt dieser Wert nur bei 28 Prozent. „Gründer in der Region sollten Kooperationen mit Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen noch stärker suchen“, sagt Dr. Steffen Schniepp, Stuttgarter Ansprechpartner der PwC Startup-Initiative NextLevel. „Denn durch eine Zusammenarbeit kann man für bestimmte Aufgaben auf bestehende Infrastruktur zugreifen und sich besser auf sein Kerngeschäft, seine Kunden und seine Produktidee konzentrieren.“
IT-Sicherheit wird groß geschrieben
Ein zentrales Thema für Stuttgarter Start-ups ist unterdessen Cyber-Kriminalität. 70 Prozent schätzen die Wahrscheinlichkeit, zum Opfer einer digitalen Attacke zu werden, als eher oder sogar sehr hoch ein (bundesweit: 49 Prozent). „Durch ihren starken B2B-Fokus und die Nähe zu Industrie 4.0-Themen ist die Stuttgarter Gründerszene besonders für das Thema Datensicherheit sensibilisiert“, erklärt PwC-Experte Welbers. Dass die Gründer daraus auch ihre Konsequenzen ziehen, wird in der Befragung ebenfalls deutlich: Jedes zweite Stuttgarter Startup schult seine Mitarbeiter bereits im Bereich Informationssicherheit (bundesweit: 37 Prozent), 46 Prozent haben einen eigenen Sicherheitsbeauftragten (bundesweit: 31 Prozent) und mehr als jedes fünfte arbeitet auf diesem Gebiet bereits verstärkt mit Kooperationspartnern bzw. Kunden zusammen (bundesweit: 14 Prozent).
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